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Hacken ist nicht kinderleicht – es ist babyleicht!!

„Ich bin ein Hacker und ein Zocker!“ Das ist nicht etwa das Geständnis eines RSG-Schülers, sondern es ist Cem Karakaya, der damit seine Zuhörer sofort in seinen Bann zieht, in den Bann eines Polizeiexperten, der für Interpol arbeitet und sich dem Kampf gegen die Internetkriminalität verschrieben hat. Dafür hackt er sich auch in Firmen, um diesen ihre Sicherheitslücken aufzudecken. „Das ist nicht kinderleicht, sondern babyleicht“, denn die meisten E-mails und auch Zugangsdaten setzen sich aus Familienname.Vorname@web, gmx oder g-mail.de zusammen. Passwörter enthalten oft Geburtsdaten, Spitznamen oder einfache Zahlenkombinationen. Täglich knacke er so an Schulen viele Handys, 30 habe er mit dieser Taktik an der RSG schon geknackt und „200 Handys der Schüler beschlagnahme ich, weil sie illegale Dateien, Fotos oder Musik gespeichert haben.“ Totenstille herrscht in der Aula. Fragende und ängstliche Blicke wandern umher. Ist meines etwa auch dabei? Auch die Lehrer zucken und checken ihr Handy.

Doch Karakaya möchte die Zuhörer betroffen machen, ihnen zeigen, dass Google und Co nicht umsonst Daten sammeln, über 113 kostenlose Apps dafür anbieten und so detaillierte Profile der meist arglosen User erstellen. Facebook habe nur auf gerichtlichen Druck die Daten eines Users, der nur drei Jahre Mitglied der social platform war, gelöscht und an ihn herausgegeben: 1200 Seiten DIN A4 Daten waren das erschütternde Ergebnis, das Facebook minutiös als Profil erstellt hat.

Karakaya trifft mit seinen Anekdoten, Warnungen und entlarvenden Beispielen den Nerv des Publikums, er versteht es, die Schüler und Lehrer zu fesseln, zu unterhalten und gleichzeitig sie an ihrer empfindlichsten Datenlücke zu treffen. „Wir akzeptieren mehrseitige Datenschutzbedingungen ungelesen, aber wir schreien nach mehr Datenschutzgesetzen. Google, Facebook, Insta und Co erhalten freiwillig ein Vielfaches an Daten von dem, was die Polizei nur mit höchstrichterlicher Erlaubnis und unter strengsten Auflagen erlangen kann.“ Ein Widerspruch, der den eigenen, sorglosen Umgang mit dem digitalen Ich vor Augen führt. Doch Karakaya nutzt die Momente, in denen er sein Publikum an seine Lippen gefesselt hat. Immer wieder appelliert er an sein Publikum: „Postet keine sensiblen Daten oder Bilder, auf denen ihr betrunken oder in anzüglichen Posen zu sehen seid. Tut das nicht! Ich flehe euch an!“ Er gibt Tipps, Passwörter anders aufzubauen, Informationsquellen genau zu überprüfen, Anti-Vir-Programme zu verwenden oder kostenlosen Apps gegenüber misstraurisch zu sein und vieles mehr – und sie fallen auf fruchtbaren Boden, weil das Publikum ihm glaubt: „Ich bin auch nackt und betrunken durch die Straßen getanzt, aber keiner hat das gesehen. Heute sieht es die ganze Welt!“

„Wie viel Menschlichkeit steckt in den sozialen Netzwerken?“ Verlegenes Schweigen legt sich über die Aula. „Ich flehe euch an: Respektiert euch, akzeptiert euch!“- mit diesen Gedanken schickt er die Schüler in die Pause. Nicht jeder hatte Appetit, fast jeder war sich sicher: „Heute habe ich viel gelernt – eigentlich kinderleicht.“